Freitag, 7. April 2017

3. Sammelstück: Wir müssen über Kevin reden (Buch)

Hallo und Herzlich Willkommen hier in meiner kleinen, bunten Ecke des Internets!

Nachdem ich eine Weile nichts von mir habe hören lassen, gibt es heute eine Prämiere. Die erste Buchvorstellung in diesem Blog. Und zwar zu einem Buch, dass ich letztes Jahr um Weihnachten herum völlig unerwartet als Dankeschön für ein Wichtelpäckchen geschenkt bekam. Gelesen habe ich es allerdings erst jetzt. Eigentlich wollte ich die Vorstellung schon Anfang der Woche, direkt nachdem ich mit dem Lesen fertig war posten, aber mir kam einiges dazwischen. Doch jetzt ist sie ja fertig.

 

Buch-Vorstellung: Wir müssen über Kevin reden

 

Daten: 

Autorin: Lionel Shriver
Original-Titel: We Need to Talk About Kevin 
Seiten: 560
Jahr: 2003 
Übersetzung:  Christine Frick-Gerke und Gesine Strempel
im Handel erhältlich: derzeit nur die Englische-Ausgabe, eine Neuauflage der deutschsprachigen erscheint am 02.05.17 als Taschenbuch und eBook bei Piper (leider nicht ersichtlich ob in der selben Übersetzung, aber ich gehe davon aus; die Seitenzahl bleibt identisch)


Handlung: 

Der fünfzehnjährige Kevin hat in der Turnhalle seiner Schule ein Blutbad angerichtet und damit Dutzende Leben zerstört, darunter auch das seiner Mutter Eva. Einige Jahre danach versucht Eva in Briefen an ihren Mann zu ergründen wie es dazu kommen konnte. Ist es ihre Schuld, weil sie Kevin im Grunde nie wollte? Kann man die Frage nach der Schuld überhaupt zufriedenstellend beantworten? 

Bewertung: 

Die Handlungsbeschreibung ist so kurz, da eine längere zu viel vor weg nehmen würde. Der Roman lebt nämlich vor allem davon, dass dem Leser die Geschichte der Familie nur langsam von Brief zu Brief immer mehr enthüllt wird. Am Anfang weiß man noch wenig, ungefähr so wie in den ersten Minuten nach einer Katastrophe, wenn schon sicher ist das etwas passiert ist, aber noch nicht wirklich klar ist was. Und nach und nach erfährt man dann die grausigen Details, bis das Bild schließlich im letzten Kapitel vollständig ist. Und auch wenn man ja schon wusste, dass etwas schreckliches passiert ist, ist man als Leser auf dieses Ende nicht gefasst. Auch wenn man es geahnt hat. 

Der Stil ist etwas anstrengend. Eva springt in jedem Brief zwischen drei Zeiten hin und her.  Ihrer aktuellen, der Zeit kurz nach >>dem Donnerstag<< (wie sie den Tag der Bluttat nennt) und Kevins Kinderzeit, angefangen mit der Zeit kurz vor seiner Zeugung. In allen drei Zeitsträngen geht sie aber überwiegend chronologisch vor. Wobei es auch vorkommt, dass sie kurz vorgreift oder Andeutungen auf etwas macht, über das sie aber erst in einem späteren Brief ausführlicher schreibt. Außerdem gibt es, vor allem am Anfang, wenige echte Dialoge, da Eva ja alle Gespräche wieder gibt. Und manchmal benutzt sie etwas seltsame Ausdrücke, die man so im normalen Alltag eher nicht zu hören bekommt. 
Doch trotz dieses etwas anstrengenden Stils gerät man schon mit dem ersten Brief in den Sog der Geschichte. Und dieser Sog wird mit jedem Brief immer stärker, bis man der Geschichte der Familie nicht mehr entfliehen kann und einen ganzen Tag liest, weil man einfach nicht mehr aufhören kann. Und so ging es mir obwohl ich die Geschichte schon kannte. Ich hatte nämlich vor dem Lesen die Verfilmung schon zweimal gesehen gehabt. 
Die Figuren, also Eva, Kevin und Franklin, Evas Ehemann und Kevins Vater, werden einem dadurch, dass Eva selbst über die letzten beiden schreibt und ihr eigenes Gefühlsleben ohne Scham und ohne Auslassungen offenlegt, richtig nahe gebracht. Vor allem, weil man sich, obwohl man sie ja nur durch Evas Augen sieht, dennoch selbst ein Bild von Kevin und Franklin machen kann, da man bestimmte Situationen auch anders interpretieren kann, als sie es tut.  
Die wahre Stärke dieses Buches liegt darin, dass es, trotz eines etwas distanzierten, analytischen, berichtenden Stils unglaublich viele Emotionen rüberbringt. Und ich habe selten ein Buch gelesen, dass so sehr zum Nachdenken anregt. 

>>Wir müssen über Kevin reden<< ist die berührende, schockierende Geschichte einer Familie, vor allem die einer Mutter und ihres Sohnes, die einen auch lange nach dem Lesen nicht loslässt. Sie erfordert Konzentration, ist definitiv nichts für zwischendurch zum nebenher lesen und man braucht einen Moment um sich an den Stil zu gewöhnen. Doch die Geschichte ist es definitiv wert, dass man sich auf sie einlässt.

Fazit: 

💓💓💓💓💓

 5 von 5 Herzen 

Anmerkungen zum Schluss: 

Bei der Herzenvergabe habe ich heute etwas geschwankt. Für den Stil wollte ich zuerst eines abziehen, aber das wäre einfach zu viel gewesen. Denn der Stil passt einfach zu Eva, gehört zu ihr. Und da ich keine halben Herzen gebe, gibt es jetzt die volle Zahl. Die großartige Geschichte hat sie definitiv verdient. 
Die Verfilmung trägt hier in Deutschland den Original-Titel des Buches und ist nur noch auf Blu-Ray erhältlich, weshalb ich wohl keine Vorstellung dazu schreiben werde. Ich habe sie zwar schon zweimal gesehen, aber das ist zu lange her, um eine vernünftige Vorstellung zu schreiben. 

So. Das war's für's Erste. Das Thema meines nächsten Beitrags wird wieder ein Film. Und zwar einer, der erst man 20.04.17 in unseren deutschen Kinos startet, den ich dank einer Sneak-Vorstellung am Dienstag schon gesehen habe. 
Bis dahin wünsche ich euch eine schön bunte Zeit.
 

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